Von Beginn unserer Reise nach Kanada standen die beiden Nationalparks Banff und Jasper auf dem Plan, nicht zuletzt weil auf Grund des 150jährigen Geburtstags Kanadas in diesem Jahr kein Eintritt erhoben wird! Freunde hatten uns erzählt, dass es zur Hochsaison dort, im Speziellen aber in den Touristenzentren Banff und Jasper sowie dem Icefields Parkway unerträglich überfüllt ist. Genau darum haben wir uns entschieden, erst Ende September bzw. Anfang Oktober einen Mietwagen zu buchen und ein paar Tage frei zu nehmen. Und während also Chris Eltern Ihre Reise durch den Westen in Seattle starteten, brachen wir einen Tag später auf – erstes Ziel: die Ladner Creek Eisenbahnbrücke. Eine Mitbewohnerin hatte uns davon erzählt, ein kleiner Geheimtip, um gute Fotos zu machen. Zumindest für all jene, die gegen die Höhenangst ankommen, denn es gibt weder Geländer noch Absperrungen. Nachdem das Navi uns dorthin geführt hatte, was eigentlich die Zufahrt sein sollte, erklärte uns ein recht komischer Typ, der den Weg mit einem Wohnmobil besiedelte, wo wir lang zu fahren hätten. Misstrauisch folgten wir der Anweisung und stießen in der Tat auf einen kleinen Parkplatz, wo bereits drei andere Zeitgenossen einem winzigen Fiat 500 warteten, die anscheinend genau das gleiche vor hatten. Wir liefen also los, und verloren den „markierten“ Weg bereits nach kurzer Zeit. Auf der verzweifelten Suche nach Anhaltspunkten entschieden wir uns, weiter nach unten zu gehen und unser Glück entlang des Flussbetts zu versuchen. Gesagt, getan, führte uns der Weg auch genau UNTER dir Brücke, nicht drauf. Als wir uns die Schlucht so ansahen, war recht schnell klar, dass der Aufstieg eine echte Herausforderung werden würde. Wir versuchten es dennoch, und nach einer Menge Kletterei und noch mehr Fluchen erreichten wir eine Lichtung, und von Ferne riefen uns die anderen 3 zu, wo es lang ging. Es war die Mühe wert, das Panorama ist beeindruckend und wir haben es sogar gewagt, mehr oder weniger kriechend auf die Brücke raus zu kommen. Während Regina ein super Foto bekommen hat, sagt Christians Gesichtsausdruck eigentlich alles!

 

Wir haben die Nacht in Revelstoke verbracht, so konnten wir am nächsten Tag nach Silverton fahren, um Chris‘ ehemalige Nachbarn zu besuchen, die sich dort ein Stück land gekauft und ein Haus gebaut haben – quasi als Altersruhesitz. Die Landschaft verändert sich komplett, sobald man aus der großen Stadt raus ist, und die Gegend um Arrow Lake ist einfach wunderschön. Christine und Werner haben sich riesig gefreut, uns zu sehen, und wir uns natürlich auch. Wir haben viel geredet, gemeinsam zu Mittag gegessen und den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen auf der Veranda ausklingen lassen, mit Blick auf den See! Am späten Nachmittag haben wir uns dann auf den Rückweg Richtung Norden gemacht, um noch eine Nacht in Golden zu verbringen, bevor wir dann in die Nationalparks fahren – nächster Halt: Banff!

Und da kommt auch schon die große Überraschung: es schien doch halbwegs naiv zu glauben, dass da fast zum Ende der Saison so viel weniger los ist in Banff. Falsch gedacht. Die kleine Stadt wurde immer noch von Busladungen Touristen bevölkert, nahezu alle halbe Stunde hielt eine Gruppe vor einem der Hotels und Inns. Wir haben erst mal unser Auto abgestellt, sind die Hauptstraße runter gelaufen und haben alle möglichen Unterkünfte abgeklappert. Uns wurde schnell klar, dass wir eine Stange Geld in die Hand nehmen mussten, wenn wir hier bleiben und nicht noch 50km zum nächsten Campingplatz fahren wollten. Am Ende war es wirklich nur ein Motel, was uns überhaupt noch 3 Nächte übers Wochenende anbieten wollte. Zumindest im selben Zimmer. Die Entscheidung fällten wir dann nach der Anfrage im Hostel: „Klar, Ihr könnt heute Nacht im Mehrbettzimmer getrennt schlafen, morgen dann gemeinsam in einem und in der dritten Nacht noch mal umziehen und wieder getrennt schlafen. Macht dann 65 EUR pro person und Nacht.“ Ich glaube das müssen wir gar nicht weiter kommentieren…?!

Wir haben uns dann entschlossen, insgesamt vier Nächte in Banff zu bleiben und ein paar Touren von hier aus zu unternehmen. Eine der ersten und spektakulärsten gleich am ersten Tag war die Wanderung zum Cory Pass. Die Aussicht war einfach atemberaubend und unser erstes hochalpines Wandererlebnis nicht minder beeindruckend. Über eine Menge Geröll und sogar Schneebretter ging es wieder nach unten. Es war zugegeben sehr anstrengend, aber es hat sich gelohnt! Vor allem vor dem Wissen, dass im Hotel ein Whirlpool wartet!

In den folgenden zwei Tagen verschlechterte sich das Wetter, so dass es wenig Sinn machte, auf die Berge hoch zu gehen. Wir haben ein wenig die Ruhe genossen, waren einkaufen und haben eine Schneewanderung in Canmore gemacht. Je genau, es hatte angefangen zu schneien, kein Scherz! Und es schneite den ganzen Tag, erst am späten Nachmittag klarte der Himmel wieder etwas auf. Genau richtig, um in den heißen Quellen noch einmal etwas Wärme zu tanken, bevor es ans Zusammenpacken ging und wir am ein paar Freunde am Moraine Lake treffen wollten. Chris hatte Claudia und Sandra auf einem Roadtrip in 2014 kennen gelernt und war in Kontakt geblieben. Und während Sandra mit freund Tommy nun ebenfalls für längere Zeit unterwegs war, machten Claudia und Felix gerade Urlaub und besuchten die beiden. Also trafen wir uns am morgen beim Moraine Lake und verbrachten den Tag zusammen bei strahlendem Sonnenschein im Larch Valley und auf dem Sentinel Pass.

 

Am Abend wollten wir auf dem Lake Louise Campingplatz bleiben, wo auch die anderen mit einem Wohnmobil die Nacht verbringen würden. Wir hatten und noch mit Juliana und Stefan, einem ebenfalls deutschen Pärchen, zum Essen verabredet, beide hatten wir in Vancouver in unserer Unterkunft kennen gelernt. Also schnell das Auto ein wenig aufgeräumt und zum Nachtlager umfunktioniert, und dann zum Pub rüber gefahren. Son dachten wir uns das. Das Auto entschied anders. Gerade den Startknopf gedrückt, ergab sich der Bordcomputer mit schätzungsweise 10 Fehlermeldungen, bis him zum Totalausfall der Software. An „fahren“ war nicht mehr zu denken. Nach einer guten Zeit am Telefon dann zumindest die Nachricht, dass ein Abschleppdienst aus Calgary mit einem neuen Fahrzeug zu uns unterwegs war. Also ließen wir uns von Juliana und Stefan abholen, aßen zu Abend und warteten… und warteten… Gott sei Dank konnten wir uns dann bei den anderen vier im Wohnmobil noch aufwärmen, bis um halb elf dann endlich unser neuer Mietwagen geliefert wurde.

Es war eine der härteren Nächte, bei minus 9 Grad Außentemperatur, und als wir aufwachten, war es recht früh, die Scheiben von innen gefroren. Wir frühstückten etwas und machten uns auf den Weg zum Athabasca Gletscher, welcher Teil des riesigen Columbia Eisfeldes ist. Die Fahrt über den Icefields Parkway bietet einige der spektakulärsten Ausblicke und Landschaften, die wir bisher gesehen haben – mehr als einmal mussten wir anhalten, um Bilder zu machen. Zeitweise flankiert von weiteren Bussen und hunderten Touristen, die an den Aussichtspunkten Pause machten. Wir hatten uns eine geführte Wanderung mit Icewalks.ca gebucht, in unseren Augen eine viel bessere Variante den Gletscher zu erkunden, als mit den Ice Explorer Expeditionsbussen. Es kommt uns ein wenig doppelmoralisch vor, unter dem Vorwand der Aufklärung über den Klimawandel und mit einem immer kleiner werdenden Gletscher als Beispiel Leute in riesigen Diesel-LKW ebendort hinauf zu fahren. Das fühlt sich an, als würde man Pflanzen mit dem Pestizid töten, was sie vor gefrässigen Insekten schützen soll. Nichts desto trotz, es war eine super Tour, haben sehr viel gelernt und sind fasziniert vom Eis in all seiner Pracht. Zurück am Fuße des Gletscher, haben wir dann einmal mehr unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg über Jasper nach Valemount gemacht, der nördlichste Punkt unserer Tour, bevor es nach Vancouver zurück ging.

Es war ja auch bereits Donnerstag, und wir nahmen eine Route weiter nördlich als auf der Hinfahrt. So konnten wir noch am Wells Grey Provincial Park halt machen, wo es einige der schönsten Wasserfälle zu sehen gibt. Verbunden mit ein paar kleinen Wanderungen ein gelungener Abschluss der Reise, noch dazu mit Sonnenschein! In den nächsten Stunden fuhren wir auf dem Highway #24 rüber zum 97er, überfuhren mal wieder die Zeitzone auf dem Landweg und waren zurück auf dem Weg nach Haus. Die letzte Nacht verbrachten wir in Lillooet, mit der Absicht am kommenden Tag noch einmal zu den Joffre Lakes zu wandern. Aber am morgen fing es an zu regnen, und die Berge gaben die Sicht nicht mehr frei.

Die traurigsten Nachrichten erreichten uns leider ebenso am Ende des Trips: einer unserer Teamkollegen aus dem Laden war bei einem tragischen Kletterunfall ums Leben gekommen. Gute Stimmung wollte dann auf der Heimfahrt auch nicht wirklich aufkommen. Am Ende des Tages war es jedoch eine wundervolle Reise in die Natur und Weite des Landes, und wir können es jedem der hier zu Besucht oder länger da ist, nur empfehlen!

English version

From the very beginning of our trip to Canada it has been on the bucket list to see the big National Parks Banff and Jasper, since all of these parks are free of charge this year due to Canada’s 150th Birthday! Now some friends from home told us already that in peak season, the villages of Banff and Jasper, as well as the Icefields Parkway and all tourist attractions are massively crowded. That’s why we decided to book ourselves a rental car and take some days off for end of September to beginning of October. And while Chris‘ parents started their road trip on the 26th, we left on the 27th heading east, first destination: Ladner Creek Trestle. A fellow housemate told us about the old railroad trestle, which is sort of a hidden gem for taking pictures – for those who face the fear of heights, because it’s not secured at all! After arriving at what the GPS told us to be the starting point, a somewhat strange guy was blocking the road with a camper van, giving us an even more weird description of how to get there. Nevertheless, we followed his advice and ended up at a small parking lot, finding three guys in a tiny Fiat 500, apparently looking for the trail up as well. We started walking and after a short time lost the „marked“ trail. Desperately looking for the right way, we decided to walk downwards, following the creek towards the bridge, and of course ended up right underneath it. As we started exploring the area, it became pretty clear that going up the sides of the canyon would be a tough challenge. We tried anyways, and after a lot of climbing and swearing, we ended up at least seeing the bridge and some people who showed us the way. It was worth all efforts though, it’s such a stunning place and we challenged ourselves to some walking or crawling onto the bridge. Whereas Regina got a well-deserved beautiful picture, Christian’s facial expression is saying everything…

We spent the night in Revelstoke, so we could drive down to Silverton the next day, visiting some of Chris‘ neighbors from back home, who bought a lot of land and built a house for their retirement. The landscape changes so dramatically as soon as you’re out of the city, and the area around arrow lake is just beautiful. Christine and Werner were super happy to welcome us to their beautiful home, and so were we. We talked a lot, spent the whole afternoon with lunch and enjoying the views out onto the lake! Late afternoon, we headed back north and spent another night in Golden before making our way to the National Parks – next stop Banff!

And here comes the surprise: it seemed to be pretty naive to believe there would be way less crowds in Banff almost at the end of the season. Fail. This little town was still getting busloads of people, almost every 30 minutes another one was stopping in front of one of the hotels and inns. We parked our car, walked down the main avenue and figured that there was pretty much no chance than investing a significant amount of money if didn’t want to drive another 50km to the next campground. And it came down to really only one place that still would have a space for 3 nights. Decision was made after a visit in a hostel: „Well, I have a dorm tonight, you need to sleep separate, tomorrow you move into a dorm together and then the third night you move again and you’re separate again. And that’s 79 CAD per person and night.“ Do we need to tell you anything more…?!

 

We ended up spending 4 nights in Banff and using it as a basecamp, did one of the most amazing hikes on our first day up to Cory Pass. The views are super amazing and the terrain was the first time high alpine, having to walk down through scree and rough rocks. Although it was pretty cold and also a strenuous hike, it was super rewarding when coming back home – especially knowing that a hot tub was waiting in the hotel!

The two following days, the weather got worse and we decided to rest a bit, do some shopping and having a little snow walk in Canmore. Yes, it started snowing, no kidding! And it went on the whole day actually, just in the evening it started to clear off – ready to get warmed up in Banff’s upper hot springs, soak a bit before getting ready to pack up and meet with some friends from Germany on the next day at Moraine Lake! Chris had met Claudia and Sandra on a road trip in 2014, and has been in touch ever since. It happened that Sandra and Tommy are spending some time traveling across the country already, and Claudia and Felix would visit the same time we were actually in the National Parks. So we met in the morning at Moraine Lake, beautiful sunshine was up again and started an absolutely wonderful hike up via Larch Valley to Sentinel Pass!

In the evening, we decided to stay at Lake Louise campground and go for dinner with Juliana and Stefan, a couple that stayed at our house a few weeks back. We decided to quickly re-arrange the car so we could sleep in there and drive over to the pub. The car decided otherwise. Just wanting to leave, we received a bunch of error messages in the main display followed by a total software crash. We couldn’t even drive… after a quite a few minutes on the phone, it was decided that the roadside assistance would have a towing truck coming over all the way from Calgary and deliver a new car. So we went for dinner and waited… and waited… thank god our German friends had rented a campervan, so we could warm up inside all together until our car was delivered at 10:30pm.

It was a tough night at -9° centigrade outside, so we got up pretty early actually, had some breakfast and hit the road again heading towards the Athabasca Glacier, part of the Columbia Icefield. The drive along the Icefields Parkway offers some of the most fantastic views and sceneries we’ve ever seen – more than once we needed to stop taking pictures, sometimes still being flanked by tourist buses and hundreds of people gathering around a particular viewpoint. We had booked a walking tour onto the glacier with Icewalks.ca, which is in our eyes way better than supporting the large Ice Explorer expedition buses going up and down on the ice. It seems sort of double standard to us that we’re trying to educate people on climate change, taking a receding glacier as example, and in the same moment using this education as justification for a massive diesel truck driving tourists up on exactly this glacier. This is like killing a plant with the pesticides that are meant to protect it. Anyways, we’ve had a great time, learned a lot and were super fascinated by the ice with all its beauty! Coming back down, we packed our stuff and made our way up to Jasper and then Valemount, the most northern point of our trip, before heading back west the other day!

It was already Thursday, and we took the more northern way back home, stopping by at Wells Grey Provincial Park, which offers some of the most amazing waterfalls we’ve seen so far! Some little hikes for the end of the trip, some great pictures, and some sunshine as well! For the next hours, the drive was super scenic as we took highway #24 over to #97, crossing the time zone again and being back to EDT. The last night, we stayed in Lillooet, intending to do one last big hike up to Joffre Lakes, which unfortunately didn’t work out since it started raining overnight.

Anyways, the saddest news that a colleague from work lost his life in a tragic climbing accident didn’t let us enjoy the drive back home that much, however after all, it has been an amazing little road trip, and can only be highly recommended!

 

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1 Kommentar

  1. Diese Tour haben wir letztes Jahr auch gemacht! Ein Traum, bis auf Banff – das hatten wir echt auch unterschätzt und fragt nicht, was wir zu viert als Familie bezahlt haben für ein Zimmer in der Stadt selbst…
    Mit Eurem tollen Bericht habt Ihr mich gerade wieder mit nach Kanada genommen.
    Danke und liebe Grüße von Sanne

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