Recht naiv waren wir zu glauben, man kommt nach Torres del Paine, sattelt seinen Rucksack mit Zelt, Schlafsack und Isomatte und läuft einfach los… Was hatten wir uns Gedanken gemacht über Transfers, wer uns wo hin bringt, abholt und wieviel Essen wir benötigen würden. Sogar über ein Ortungsgerät und GPS haben wir diskutiert.

Bis David, den wir unterwegs in Peru trafen, einfach sagte: „Ihr seid spät dran, ich habe vor Monaten reserviert und da waren die Ressorts schon fast alle ausgebucht!“

Moment mal, Ressorts? Ausgebucht? Monate im Voraus? Nun, die Frucht der Erkenntnis schmeckt ja bekanntlich bitter! Und wir trafen letztendlich genug Leute vor Ort, denen das genauso ging und die im Gegensatz zu uns wirklich keine Plätze mehr bekommen haben. Damit das vielen anderen nicht so geht, haben wir mal unsere Erfahrungen nach der Buchung und der Wanderung der so genannten „W-Route“ hier zusammengefasst. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn auch wir waren nur auf 3 Campingplätzen, aber wir hoffen, es hilft schon mal, sich ein besseres Bild zu machen!

Was ist Torres del Paine?

Torres del Paine ist einer der bekanntesten Nationalparks in Chile, gelegen im Süden des Landes um die Berggruppe der Cordillera del Paine. Das sehr markante und von der Landschaft her unglaublich vielseitige Bergmassiv wird im Westen vom Grey Gletscher flankiert und bietet auf der Ostseite den Blick auf die drei weltberühmten Torres.

Wie kommt man hin?

Gut 99% aller Besucher reisen von Puerto Natales aus an. Drei Busunternehmen verkehren zu exakt gleichen Zeiten täglich zum Haupt-Eingangspunkt an der Laguna Armaga. Die Tickets für die Busse kann man in den meisten Unterkünften in Puerto Natales, oft zu einem reduzierten Preis, oder direkt am Busterminal bekommen. Infos zu den Zeiten findet man HIER.

Es gibt drei weitere Eingänge zum Park, welche aber nicht so stark frequentiert sind und von denen nur zwei von den Bussen auch lediglich in der Hauptsaison (November bis Februar) angefahren werden.

Von Laguna Armaga aus gibt es zwei Möglichkeiten, die W oder O Route zu laufen. Das Refugio Torres oder Torres Central liegt 7km vom Eingang Laguna Armaga entfernt. Das kann man mit einem Bus Shuttle fahren oder auf einem Pfad neben der Straße wandern (wir haben dafür 1:20h gebraucht). Paine Grande wiederum liegt auf der anderen Seite, man muss zunächst nach Pudeto mit einem Bus fahren, dann mit einem Katamaran über den Lago Paine. Wir wollten uns die spektakulären Torres für den Schluss aufheben, also starteten wir von Paine Grande aus.

Wichtig ist hier: der reguläre Bus fährt immer gegen 7:30 in Puerto Natales los, so dass man lediglich den 11:00 Uhr Katamaran nehmen muss. Möchte man die 9:00 Uhr Verbindung nehmen, weil man evtl. noch weiter laufen möchte, muss man entweder bereits in der Nähe kampieren (Camp Pehoe) oder sich einen sehr frühen privaten Shuttle nehmen. Ein Mietwagen macht das Ganz natürlich wesentlich einfacher.

Wie bucht man die Übernachtungen am besten?

Das Problem ist, dass sich die drei Organisationen im Park nicht zusammenschließen – weder online, noch in deren Büros in Puerto Natales. Am besten weiß man den Zeitpunkt, wann man wandern möchte, lange im Voraus, denn gerade die kostenfreien Campingplätze der Conaf sind Monate im Voraus ausgebucht. Auch die anderen Plätze der Vertice und Fantastico Sur muss man bereits Wochen im voraus buchen, und gerade die Preise der Fantastico Sur sind in unseren Augen kaum vertretbar.

Doch mal zu den Fakten:

  • Am besten öffnet man alle drei Websites parallel, eine Karte bei der Conaf verrät, wer welche Plätze vertritt und wo reserviert werden muss:

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  • Die direkten Buchungs-Websites sind diese hier:
  • Dann muss man leider die Daten so abpassen, dass es für eine Wanderung machbar ist. Damit wir die Zeit-Kalkulation nicht komplett wiederholen, gibt Steve Hänisch auf seinem Blog HIER eine super Beschreibung, wie viele Tage man braucht und was es ebenfalls zu beachten gibt.
  • Wir haben die Route in 4 Tagen erwandert, mussten allerdings den „mittleren“ Weg zum Britanico auf Grund schlechten Wetters auslassen. Dabei spielt die Zeitplanung eine wichtige Rolle, denn die Trails werden teilweise ab 14:00 geschlossen.
  • Wichtig: auf Plätzen der Conaf (z.B. Camp Italiano) darf man maximal eine Nacht bleiben, was dann ebenfalls keinen Spielraum lässt, wenn das Wetter schlecht wird.

Einige Trekker, die wir trafen, hatten kurzfristig in Puerto Natales gebucht und noch Plätze erhalten. Andere haben sich bis Paine Grande in den Park „gemogelt“, da zumindest am Eingang zwar nach den Reservierungen gefragt, aber nicht kontrolliert wird.

ABER: während Paine Grande genügen Platz bietet und die Last Minute Trekker aufnahm, wurde die Reservierung bei Beginn der Wanderung Richtung Torres del Paine kontrolliert. Kein Platz – kein Durchlass. Dessen muss man sich bewusst sein, sollte man ohne Reservierung in den Park gelangen.

Unsere Wanderung – eine mögliche Route

Tag 1: Puerto Natales – Pudeto – Paine Grande – Glacier Grey
Wir nehmen den 7:30 Bus ab Puerto Natales und erreichen den Katamaran in Pudeto um 10:40. Das Schiff legt um 11:00 ab und fährt ca. 30 Minuten nach Paine Grande. Dort kommt man direkt am Campingplatz an und kann einchecken.TIPP: Ist man zu zweit oder mit mehreren unterwegs, geht einer bereits einen Zeltplatz auswählen, am besten nahe bei den Felsen und NICHT auf einem staubigen Platz, immer auf Gras. Kein Fliegennetz der Welt hält diesen Staub aus dem Zelt – wir haben die leidige Erfahrung gemacht und es im wahrsten Sinne des Wortes „zähneknirschend“ ertragen. Alle Geschichten über den Wind sind wahr, also das Zelt gut sichern, wenn man ein eigenes dabei hat.

Also erst Zelt aufbauen, dann haben wir eine Kleinigkeit gegessen und sind gegen 13:00 los in Richtung Grey Glacier. Das ist schon knapp, denn der Trail schließt um 16:00 Uhr, außerdem sind es 11km one-way. Da wir keine Reservierung im Refugio oder Camping Grey bekommen hatten, war das für uns die einzige Möglichkeit. Nach knapp 7 Stunden kommen wir zurück zum Paine Grande, kochen etwas und gehen recht erschöpft ins Bett.

Tag 2: Paine Grande – Campamente Italiano – Los Cuernos
Wir laufen recht früh los in Richtung Camp Italiano, um an diesem einen Tag von dort aus hoch zum Mirador Britanico zu laufen und dann wieder runter, da wir lediglich eine Nacht im Camp Los Cuernos buchen konnten. Unterwegs nach Italiano ändert sich das Wetter recht dramatisch, es regnet, sehr starker Wind macht das Fortkommen schwierig und wir kämpfen uns mit den doch 15kg auf dem Rücken durch den Weg.

Am Camp Italiano wird bereits heftig debattiert, ob sich ein Aufstieg nach Britanico lohnt. Man kann von der Brücke bereits in das Tal hinein sehen, Wolken hängen tief und der Regen peitscht uns ins Gesicht. Erste Wanderer kommen zurück und beschreiben den Weg als wenig passierbar. Schweren Herzens entscheiden wir uns, nicht aufzusteigen. Wir wollen keine Verletzung riskieren, machen eine etwas längere Pause im Unterstand und laufen dann weiter Richtung Los Cuernos.

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Blick Richtung Britanico

Der Regen hört nicht auf, und kurz hinter Campamente Italiano, und zwar genau an der Verwaltungsgrenze von Conaf zu Fantastico Sur, ändert sich die Qualität des Trails erheblich. Die vormals gute und solide Markierung und Information weicht durchnässten Papierschildern, kein Ranger ist mehr zu sehen und der Trail ist in ausgewaschenem, desolaten Zustand. Wir passieren Camp Frances, wo wir nur durch weitere Wanderer erfahren, wo genau der Weg nun weiterführt, und laufen von dort aus weiter.

An Los Cuernos angekommen, zeigt sich zum ersten mal, wo der Fokus von Fantastico Sur liegt: auf gut zahlenden Touristen, die Zimmer im Haus und Cabins buchen und in die hauseigenen Cocktailbar (unsere eigene Meinung: wer braucht eine bestens sortierte Cocktailbar auf einem Natur-Trail?!) ordentlich investieren. Die Trekker sind es jedenfalls nicht. Der Preis für eine Plattform fürs eigene Zelt und aufgezwungene Vollpension – die einzige Buchungsmöglichkeit – beträgt unfassbare 160 EUR pro Nacht. Dafür muss der Rucksack draußen bleiben, ohne eine Unterstellmöglichkeit bereit zu stellen, und von 3 Duschen liefert nur eine heißes Wasser – tröpfchenweise! In einer Regenpause schaffen wir es, das Zelt aufzubauen, bevor wir uns drinnen wieder ein wenig aufwärmen.

Zugegeben, die Mahlzeiten sind gut, das Essen schmeckt und ist reichlich. Das in zwei Klassen gedacht wird, darf einen nicht stören: wir werden von unserem Platz komplementiert, da der „Premium-Platz“ für eine gut zahlende Reisegruppe reserviert ist. Für mich bei allem der Gipfel des Abends, auf das wir gern ein Bier getrunken hätten. Gibt’s leider nicht, sondern nur Cocktails. Gute Nacht.

Tag 3: Los Cuernos – Torre Central
Es hat nicht aufgehört zu regnen. Wir müssen das klatschnasse Zelt abbauen und so wie es ist verstauen. Gott sei Dank können wir in Ruhe frühstücken, und da wir heute einigermaßen gut Zeit eingeplant haben, beeilen wir uns nicht, nachdem alles gepackt ist. Gegen 9:30 machen wir uns langsam auf den Weg Richtung Torres Central, um am kommenden Morgen noch zur Base de Las Torres zu wandern.Was im Regen begann, lichtet sich glücklicherweise nach einer guten Stunde, die Sonne kommt raus und wir nutzen die erste Pause nach gut 2 Stunden, um uns von den Regenklamotten zu befreien, uns umzuziehen und unsere Lunch-Pakete zu durchforsten. Die sind dann mal wieder löblich, alles dabei was man braucht.


Im Sonnenschein laufen wir dann weiter, genießen die Landschaft und die Lagune, an der wir entlang wandern. Nach weiteren insgesamt 11km kommt dann endlich Torres Central mit seinem Visitor Center, der Lodge und auch dem Campingplatz in Sicht. Hier haben wir ein bereits stehendes und mit Matratzen ausgestattetes Zelt gebucht – auch dies war nicht anders möglich. Allerdings haben wir es um ein Frühstück ergänzt. Wir checken ein, sind positiv überrascht vom Zelt an sich, aber auch hier leider nicht von den weiteren Anlagen. Es gibt überhaupt keinen Unterstand, gekocht werden kann nur an offenen Tischen und Bänken, die im Park verteilt sind. Die sanitären Anlagen sind leider das schlimmste, was wir seit langem gesehen haben, heruntergekommen, schmutzig und kaputt. Und auch hier zahlen wir unverhältnismäßige 99 EUR pro Nacht inkl. Frühstück für ein Zelt. Es ist wie es ist, und leider aktuell nicht zu vermeiden. Immerhin scheint die Sonne, es ist nicht empfindlich kalt. Also kochen wir uns was, packen unseren kleinen Rucksack am Abend und gehen ins Bett.

Unsere Empfehlung: bei unserem Verlauf der Route lohnt es sich, hier zwei Nächte zu bleiben, um am Morgen nicht auschecken zu müssen. So kann die letzte Wanderung zur Torres Base und zurück ein wenig entspannter angegangen werden.

Tag 4: Torre Central – Torres Base – Torre Central
Wir haben den Frühstücks-Slot von 7:00 bis 8:00. Der wird einem zugeteilt, und man tut gut daran, pünktlich zu sein. Das Frühstück ist gut und ausreichend. Wir beeilen uns ein wenig und machen uns dann trotz erneut schlechten Wetters mit leichten Regenschauern auf zur Torres Base. Aufgeben werden wir jetzt nicht, immerhin sind wir so weit gegangen, da müssen wir nun schon noch hoch zum Mirador, dem Aussichtspunkt.Vom Campingplatz aus sind es gut 10km zum Aussichtspunkt, wobei die ersten drei und die letzten 1,5 davon absolut nicht zu unterschätzen sind. Es geht steil bergauf, nach der Hälfte des Weges kann man am Camp Chileno eine kleine Pause einlegen und ein wenig verschnaufen. Der letzte Kilometer führ erst durch Wald, bald aber über einen stark von großen Felsen und Bachläufen geprägten Pfad bis hin zum Geröllfeld. An dessen Flanke geht es zunächst weiter bergauf, dann quer hinein und über den letzten Hügel zum Aussichtspunkt.

Auf dem Weg regnet es immer wieder, und seit dem Morgen hängen dichte Wolken über den 3 Spitzen. Wir sind jetzt schon frustriert, dass sich all die Anstrengung der letzten Tage gar nicht lohnt, wenn wir am Ende nichts sehen können. Mühsam kämpfen wir uns voran, irgendwie nur noch angetrieben von dem Gedanken, dass wir die Tour jetzt auch zum Ende bringen wollen. Wenigstens sind wir vor dem Ansturm der Touristen, welche mit dem 10:30 Bus erst los laufen, oben angekommen. Und dann werden die Wolken auf einmal dünner. Gut 20 Minuten müssen wir warten, bis dann wirklich die Sonne auftaucht, der Wind die Wolken vertreibt und die drei Torres vor uns auftauchen. Ein ganz besonderer Moment fast am Ende unserer Wanderung.


Beim Abstieg begegnen wir dann den Massen an Tagesausflüglern, die mit den Bussen angereist sind. Es lohnt sich also, früh aufzubrechen und vor vielen anderen oben zu sein.

Wir gönnen uns im Camp Chileno einen Kaffee und als wir unten ankommen, dass wohlverdiente und restlos überteuerte Bier. Wir sind froh, noch eine Nacht geblieben zu sein, und gehen heute auch mal wieder recht früh schlafen.

Tag 5: Torre Central – Laguna Armaga
Der letzte Tag im Nationalpark beginnt noch einmal mit Frühstück um sieben. Nachdem wir bereits um 8 Uhr vom Campingplatz auschecken müssen, nehmen wir alles mit. Nach dem Frühstück entscheiden wir uns, die letzten 7km zum Parkeingang zurück zu laufen, uns sind auch prompt bereits um 10:30 dort. Leider haben wir einen Bus erst für den Abend gebucht, so dass wir jetzt eigentlich warten müssten.Doch nach ein paar Versuchen, zu trampen oder mit anderen Bussen zurück zu fahren, findet Regina einen Busfahrer, der uns für 10.000 CLP, knapp 14 EUR, den ganzen Weg bis nach Puerto Natales mitnimmt. Den bereits gebuchten Bus können wir gegen geringe Gebühr stornieren, so dass wir am Ende noch günstiger und sogar schneller wieder im Hostel sind.

TIPP von uns: Wir hatten die Rückfahrt unabhängig gebucht, da wir nicht wussten, wie lange wir brauchen werden. Man kann allerdings direkt von Puerto Natales aus mit den oben erwähnten Unternehmen die entsprechende Hin- und Rückfahrt buchen, das macht es dann doch ein wenig einfacher.

Alles in allem sind wir in den vier Tagen somit 78km gelaufen, die Hälfte davon mit Vollgepäck, und inkl. aller Transfers und Übernachtungen kostete der Spaß  im März 2018 folgendes.

Preise immer für 2 Personen:

  • Bus Puerto Natales à Bootsanleger Pudeto: 16.000 CLP
  • Eintritt Nationalpark: 42.000 CLP
  • Katamaran nach Paine Grande: 36.000 CLP
  • Camping Paine Grande inkl. Frühstück: 50 USD
  • Camping Los Cuernos inkl. Vollpension: 120.000 CLP
  • Camping Torre Central (2 Nächte) inkl. Frühstück: 148.000 CLP
  • Bus Nationalpark à Puerto Natales: 12.000 CLP

In EUR übersetzt sind das dann stolze 545 EUR, immerhin für eine Wanderung. Wir haben es letztendlich getan, weil es ein Herzenswunsch war, diese Route zu laufen und sie so zu erleben. Fakt ist aber, dass die Preise gerade im privatisierten Bereich der Fantastico Sur jeder Rechtfertigung entbehren.

Die Landschaft ist und bleibt unbeschreiblich, und für uns hat es sich gelohnt. Wir hoffen allerdings, dass die lokalen Initiativen gegen diese Art des Luxustourismus Gehör finden und sich in Zukunft wieder etwas ändert!

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