Wann immer man von einer Reise nach Kambodscha spricht, wird wohl eine Sehenswürdigkeit am meisten genannt: Angkor Wat. Er steht als Synonym für eine Anlage, die auf mehr als 200 Quadrat-KILOMETERN über 1000 Tempel als Zeugnis der Khmer-Baukunst vereinigt. Angkor Wat selbst ist nicht nur die Haupt-Attraktion des Angkor Archäologischen Parks, sondern auch schlichtweg der größte erhaltene Tempelkomplex der Welt. Auf dem ganzen Areal wurden im damaligen Königreich zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert mehrere Hauptstädte errichtet. Die Region Angkor bildete somit das Zentrum der historischen Kambuja (deutsch: Khmer-Reich oder Reich der Khmer). Auch wir wollen uns das natürlich auf unserer Reise nicht entgehen lassen und sind sehr gespannt, was denn nun dran ist an der Faszination Angkor.

Ausgangspunkt und Unterkunft für fast all jene, die Angkor besuchen, ist der Ort Siem Reap. Vom Tourismus geprägt offeriert das eigentlich beschauliche Örtchen alles, was das Herz begehrt. Cafés, Bars und Restaurants laden zum verweilen ein, die Pub Street verwandelt sich allabendlich in eine Partymeile. Man muss es nicht mögen, aber in jedem Fall kann man sich das bunte Treiben mal ansehen. Auch wir werden hier abends einmal durch schlendern und ein günstiges Bier trinken. Wir beschließen, insgesamt drei volle Tage in Siem Reap zu verbringen, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass man Tickets zum Angkor Park für entweder einen, drei oder sieben Tage kaufen kann.

Angkor Archäologischer Park – Tag 1

Doch zunächst muss man sich ein solches besorgen, und da kann man den „Touristen-Schock“ der Anlage trotz Nebensaison auch nicht mehr leugnen. Wir möchten am ersten Tag den Sonnenaufgang sehen. Also lassen wir uns um vier Uhr morgens von unserem TukTuk Fahrer abholen. Unsere Gastgeber vom Hostel haben uns eine Frühstücks-Tüte vorbereitet, super lieb, so müssen wir uns unterwegs nicht kümmern. Am offiziellen Haupteingang befindet sich der Ticketverkauf, eine riesigen Halle mit ca. 30 Schaltern, in der bereits die Hölle los ist.
Der sogenannte „Angkor-Pass“ kann nur hier und nicht online oder von Tour-Anbietern vorab gekauft werden. Jegliche Angebote dieser Art sind ungültig, und das wird streng kontrolliert. Seit diesem Jahr kann man auch mit Kreditkarte bezahlen, außerdem stehen Geldautomaten zur Verfügung. Ansonsten gilt der gute alte US-Dollar. Detaillierte Infos zu den Tickets gibts außerdem hier: https://www.siemreap.net/visit/angkor/practical/hours-admission/

WICHTIG: die ersten drei bis fünf Schalter sind regelmäßig nur für Gruppen gedacht, hier bekommt man als Einzelperson oder eben nicht-Reisegruppe kein Ticket. Also Obacht geben beim Anstellen!

Gefühlt dauert es eine halbe Ewigkeit, bis wir unser personalisiertes Ticket mit aufgedrucktem Foto in den Händen halten. Das Foto wird am Schalter gemacht, der Ticketpreis kann mit nahezu allen gängigen Zahlungsmitteln beglichen werden. Trotz der langen Aktion schaffen wir es durch die Ortskenntnis unseres Fahrers pünktlich zum Sonnenaufgang zum Angkor Wat. Und hier verläuft sich die Menschenmasse in der Tat ein wenig. Leider wird der Haupteingang im Jahre 2018 gerade saniert, daher führt ein schwimmender Ponton über den Wassergraben zum Haupttempel. Trotzdem, der Sonnenaufgang ist wunderschön, und als das Spektakel vorbei ist, begeben wir uns langsam ins Innere der Anlage.

Sunrise over Angkor Wat

Wir verbringen bestimmt 2 bis 3 Stunden allein in Angkor Wat. Die Reliefs entlang der Bibliotheken und Galerien entlang der Dritten Einfassung haben es uns besonders angetan. Immer weiter geht es hinein in den Tempelbereich, bis schließlich am Inneren Turm klar wird, das Regina nicht mit nach oben darf. Denn: ein Schal allein als Bedeckung der Schultern reicht hier nicht mehr, ein T-Shirt mit Ärmeln ist Pflicht. Das hatte man uns am Eingang anders erzählt, was den Aufseher hier allerdings wenig interessiert. So geht Chris allein über die unglaublich steile Treppe nach oben und bringt zumindest das Foto vom Blick über den Dammweg wieder mit. Auf dem Weg zurück zum Tempeleingang gönnen wir uns an einem der Verkaufsstände einen Kaffee und starten somit unser eigentliches Frühstück. Dabei beobachten wir  amüsiert die Hobby- und semiprofessionellen Fotografen, die versuchen, eines der berühmtesten Bilder der Anlage zu schießen: die Lichtspiegelung im vermeintlichen Rosensee vor dem Tempel. Die Tatsache, dass zu dieser Jahreszeit vom See und den Rosen nicht mehr als eine Pfütze übrig geblieben ist, macht die mehr als hoffnungslosen Diskussionen um den besten Platz allenthalben zum großen Spaß für uns, aber bringt mit Sicherheit kein anständiges Foto zustande 🙂

Vor Angkor Wat wartet unser Fahrer bereits und bringt uns zum nächsten Tempel,  einem der beeindruckendsten Bauwerke im Park: Ta Prohm. Es fängt ein wenig an zu regnen, was den durch Tomb Raider berühmt gewordenen Tempel nur noch imposanter erscheinen lässt. Jeder, der den Film gesehen hat, kann sich nur ausmalen, wie es im Tempelbereich aussieht. Das Besondere an Ta Prohm ist der halbverfallene Zustand. Als man in der Neuzeit begann, die Tempel zu restaurieren, wurde beschlossen, einen Tempel in dem Zustand zu belassen, in dem man ihn vorfand. Die Wahl fiel auf Ta Prohm. Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur soweit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen und die noch größeren Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen. Wir sind sprachlos, mit so einer unglaublichen Szenerie hätten wir nicht gerechnet.

Von Tha Prohm aus fahren wir zu Ta Keo und Thommanon, zwei der etwas kleineren, aber nicht minder imposanten Anlagen. Das Schöne ist, dass sie ein wenig fernab der touristischen Tempel liegen. Wir haben ein wenig Zeit zu entspannen und uns mal relativ allein dort umzuschauen. Doch so langsam werden wir auch dezent müde für heute, und wir haben genug Geschichte „gesehen“. Da wir so früh auf den Beinen waren, sind wir gegen 14:00 schon zurück in der Stadt. Wir gönnen uns im „Missing Socks Laundry Café“ einen guten Kaffee und eine Wäsche, während dann draußen das ultimative Gewitter niedergeht. Die Straße ist wie immer wenn so etwas passiert heillos überflutet, und Regina muss barfuss durch die Pfützen laufen – das hat sie am liebsten 🙂 Dafür lassen wir von Tag eins in Angkor noch mal ein paar Impressionen sprechen.

Angkor Tag 2 – weit raus bis zum Lady Temple

Der zweite Tag der Kulturhistorie beginnt „erst“ um halb neun. Heute steht als erstes Angkor Thom auf dem Programm, die einstige „große Hauptstadt“. Die Anlage ist so imposant wie Ihre Ausmaße: ca. 3km messen die quadratischen Außenwände, der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Die Stadtmauer ist gut 8 m hoch und auf der Innenseite mit einer großzügigen Erdanschüttung versehen. Vom inneren Tempel Bayon geht man nach Norden, um die verschiedenen Gebäude der prächtigen Anlage zu besuchen, über die Terasse der Elefanten mit Darstellungen von Elefanten und einer großen Elefantenjagd bis hin zur Terasse des Lepra Königs. Knapp drei Stunden nehmen wir uns hier Zeit, und verlieren auf dem Weg durch das riesige Areal auch prompt unseren Fahrer, den wir erst mit Hilfe des Hostels wiederfinden. Dafür fahren wir dann erst mal eine ganze Weile zum ca. 30km entfernten Banteay Srei, der auch Lady Temple genannt wird. Der weite Weg kostet in der Regel 15USD Aufpreis (Stand 2018). Doch die sind gut investiert, und wir können diese Tour nur empfehlen. Denn gerade der Lady Temple ist von beeindruckender Schönheit, in einem komplett anderen Stil erbaut als die anderen Anlagen und wirklich einen Besuch wert. Während der für die äußeren Bauten verwendete Laterit bereits eine andere Farbgestaltung zeigt, lässt der für die inneren Bauten verwendete hochwertige rosa Sandstein eine besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wände der Gebäude im Tempelareal sind mit einem außergewöhnlich feinen Reliefdekor verziert, wobei sich plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente mit kachelartigen skulptierten Platten abwechseln. Dies lässt den Tempel als einen der kunstvollsten gelten.

Der Rückweg führ uns über zwei weitere Tempel. Zum einen machen wir Halt in Banteay Samré, welcher sich abseits der üblichen touristischen Wege befindet. Und dafür wähnen wir uns hier komplett alleine, bis auf zwei Katzen, die sich anschicken, die Hüter des Tempels zu sein. Es tut gut, mal ganz in Ruhe und ohne weitere Besucher durch die Anlage zu streifen. Und wir sind dankbar für unseren Guide und Fahrer, dass er auch dies für uns ausgesucht hat.
Mit dem der Shiva geweihten Pyramidentempel Pre Rup schließen wir dann unseren heutigen Tag im Angkor Park ab. Er gilt in der Tat als einer der bedeutendsten Angkor Tempel im 10. Jahrhundert, was er seiner stilbildenden Architektur zu verdanken hat. Auch Pre Rup ist nicht zu überlaufen und bietet auf den oberen Etagen eine frei begehbare Terrasse, welche den Blick ins Umland freigibt. Ein schöner Tagesabschluss, den wir sehr empfehlen können.

Angkor Tag 3 – Zeit für Fotografie

Für den dritten und letzten Tag im Angkor Park haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht: die Hidden Angkor Photo Tour mit Chris von Angkor Travel Photography. Zugegeben, die privat geführte Tour ist mit 125 USD für einen halben Tag nicht ganz günstig, aber wir haben über einen begeisterten Teilnehmer davon erfahren und da wir selbst gern all unsere Erlebnisse fotografisch festhalten, waren wir direkt Feuer und Flamme. Die drei Profi-Fotografen leben und arbeiten in Siem Reap, kennen die Tempelanlagen und die schönsten, nicht von Touristen überlaufenen Fotospots sehr genau. Plus: man bekommt noch Tips vom Profi für die richtige Belichtung, Einstellungen, Perspektiven und und und… Wir sind in jedem Fall hin und weg, und so machen wir uns auch wieder am frühen Nachmittag auf den Weg Richtung Tempelanlage. Ta Prohm steht definitiv wieder auf dem Programm, und auch wenn wir Ihn schon gesehen haben, so lernen wir noch ein paar Ecken kennen, die wir so noch nicht wahrgenommen haben. Wir lassen einfach mal ein paar Impressionen des Tages als Ergebnisse sprechen:

Nachdem es heute immer mal wieder einigermaßen bewölkt ist, scheint es zunehmend schwierig zu werden, einen Sonnenuntergang in Phnom Bakheng oder Pre Rup zu sehen. Die beiden Tempel haben verlängerte Öffnungszeiten aus genau diesem Grund. Wir entscheiden uns auf Anraten von Chris, es zumindest am Srah Srang zu versuchen, und das Wasser noch mit aufs Bild zu bekommen. Und siehe da, so schlecht sieht es auch mit den Wolken gar nicht aus.

Wir kehren zurück in unser Hostel und sind mindestens geflasht von drei erlebnisreichen Tagen im Angkor Park. Ist ein solcher Besuch anstrengend? In jedem Fall, denn allein die Hitze und auch die recht weiten Wege innerhalb der riesigen Anlage zehren an den Kräften. Lohnt es sich? TOTAL, denn wenn auch touristisch, ist das Gelände große genug, um gefühlte Jahre hier entlang zu wandern und jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Und wenn man den richtigen Fahrer bzw. Guide hat, stehen die Chancen gut, zu den richtigen Zeiten an den richtigen Orten zu sein, um die Massen etwas zu umgehen. Wir können einen Besuch in Angkor in jedem Fall empfehlen, wenn man in Kambodscha ist, das sollte auf der Bucket List nicht fehlen 🙂

Tipps und Tricks für einen entspannten Angkor Besuch:

  • Plant am besten mehr als einen Tag ein. Das drei-Tages Ticket gibt Euch die Möglichkeit, die für Euch wichtigen Tempel in Ruhe zu betrachten, ohne Euch hetzen zu müssen. ALLES kann man nicht mal in einem halben Jahr sehen 😉
  • Nehmt Euch dennoch nicht zu viel vor und seht Euch lieber weniger Tempel in mehr Zeit an als umgekehrt. Man sollte die Zeit eher genießen, und nach ein paar Stunden raucht einem auch ehrlich gesagt der Kopf vor lauter Tempeln.
  • Wer auch immer auf die Idee kommt, zu Fuß laufen zu wollen: lasst es! Das Gelände ist viel zu weitläufig, es ist zu heiß, und Ihr werdet keinen Spaß haben. Ein Fahrrad ist die eine Möglichkeit, ein TukTuk Fahrer für die komplette Zeit eine andere. Die Fahrer haben den Vorteil, dass sie sich auskennen und Tipps geben können, wo am wenigsten los ist.
  • Nehmt in jedem Fall ausreichend Wasser mit! Die Verkaufsstände an den Tempelanlagen sind vergleichsweise teuer, und ihr werdet es definitiv brauchen.
  • Ein Schal als Schulterbedeckung reicht oftmals nicht, Tank Tops fallen also aus. Daher kleidet Euch angemessen, um Enttäuschungen und Störungen zu vermeiden.

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