Unser Aufenthalt in Bali – das sollte zunächst mal gesagt werden – war überhaupt nicht auf der Liste. Der ursprüngliche Plan war Nepal, und zwar zum Wandern. Wenn es nach Chris geht, am liebsten zum Everest Base Camp. Aber nachdem Reginas Knie auch knapp ein Jahr nach der OP dann in Patagonien immer noch nicht wirklich mitspielte, kam die Sinnfrage nach 200km Annapurna oder 17 Tagen BaseCamp wohl oder übel auf. Wir entschieden uns, kein Risiko einzugehen, auch auf Grund Chris‘ Lungenentzündung und Höhenkrankheit in Peru. Lassen wir mal alles vollständig auskurieren, und dann schauen wir.
Was liegt also auf dem Weg zwischen Australien und Südostasien? Jede Menge, das ist klar, aber irgendwie wollte Chris schon auch immer mal einen Tauchkurs machen, und beide waren wir noch nicht auf Bali, geschweige denn in Indonesien. Erschwerend hinzu kam eine super Flugverbindung von Brisbane aus, so dass wir nach unserem Roadtrip nicht mehr den ganzen Weg zurück nach Sydney mussten.
Und wie soll es anders sein, FRÜH am Morgen stehen wir auf und setzen uns in den Flieger nach Denpasar. Das Wetter ist wunderbar und auf dem Flug lernen wir Jen kennen, eine Australierin, die jedes Jahr nach Bali fliegt und auch glatt schon einen Fahrer am Flughafen parat hat, der uns für kleines Geld ins über eine Stunde entfernte Ubud fährt – unser erster Stopp. Wir haben uns im Indraprastha Homestay* eingebucht – und haben absolut keine Ahnung, was uns erwartet. Um ehrlich zu sein, nach zwei Wochen Zelt uns Isomatte wäre uns auch jetzt vieles Recht. Was wir allerdings antreffen, lässt unsere Kinnladen fallen – und zwar im positiven Sinne. Durch einen tempelartigen Eingang und einen Fußweg abseits der Straße gelangen wir in eine wunderbare Anlage aus mehreren Häusern mit einem zentralen offenen Aufenthaltsbereich. Unser Zimmer ist riesig, hochmodern und mit einer Klimaanlage versehen. Und die ganze Familie um die Eigentümerin Mira ist einfach reizend. Wir fühlen uns sofort wie zu Hause. Nach einem ersten Spaziergang durch Ubud entscheiden wir dann auch sofort, die zunächst gebuchten zwei Nächte um eine Dritte zu verlängern. Und das ist es sicher wert.
Ubud an sich ist bekannt als Hochburg des Yoga, Heimat und Zufluchtsort für alle Arten spirituell angehauchter Menschen, die sich der Meditation und vor allem vegetarischer, veganer und wer weiß was noch für unkonventioneller Ernährung hingeben. Wir sind gleichermaßen fasziniert wie ein wenig amüsiert, beobachten so manchen, der vor seiner Granola Müslischale mit veganem lila Joghurt behutsam seine Banane anbetet und in Yogapose mit geschlossenen Augen isst. Für uns selbst hat Ubud dann mit seinen engen verwinkelten Gassen, dem Nachtmarkt und zahllosen kleinen Boutiquen auch was für westliche ganz normal Reisende zu bieten.
Wir entscheiden, erst mal den „Monkey Forest“, also den Affenwald zu besuchen. Der liegt quasi fußläufig am Südende der Stadt und hat es direkt in sich. Hunderte von Affen tummeln sich in dem Wald, mehr oder weniger geduldig darauf wartend, dass die gutgläubigen Touristen sie mit den teuer erstandenen Bananen füttern. Wenn nicht, dann hat man besser alle seine Habseligkeiten zusammen, denn Sonnenbrillen, Schmuck und Hüte stehen nicht geringer im Kurs. So kommt es, dass auch Chris direkt mal einen neuen Freund findet, der sich geschickt über seinen Arm zum Nacken hangelt, sich auf die Schultern setzt und beginnt, Ihn zu entlausen J Aber auch die komplette Natur des Waldes mit seinen Mangrovenartigen Bäumen und Tempeln ist an sich schon beeindruckend und die knapp 6 EUR Eintritt für uns beide allemal wert.
Anschließend laufen wir den Reisterassen-Weg, welcher landschaftlich sehr schön, aber auch ungemein unübersichtlich und verzweigt ist. Und um ein Haar verlaufen wir uns, es ist brütend heiß, erst nach langen zwei Stunden und völlig durchgeschwitzt kommen wir zurück in die Stadt. Wir erkunden noch ein wenig die Innenstadt, Chris bekommt endlich ein zweites Paar Flip Flops und abends gönnen wir uns was leckeres zu Essen im Nomad, bevor wir müde ins Bett fallen.
Zum ersten Mal auf dieser Reise leihen wir uns am nächsten Tag einen Roller, um die Gegend zu erkunden. Also fahren wir erst mal zu den berühmten Tegalalang Reisterassen nördlich von Ubud. Der generell schon etwas – sagen wir mal hektische – Verkehr auf der Insel wird nicht zwingend besser durch die Tatsache, dass auf der linken Seite gefahren wird und die Ampeln sowieso nur als Dekoration zu verstehen sind. Aber wir meistern das Geschehen mit Bravur. An den Reisterassen angekommen, zeigt sich die sehr touristische Seite zum ersten mal. Wir werden quasi ohne einen „gratis-Test“ des heimischen Tee- und Kaffeesortiments nicht zum Gelände durchgelassen. Dass man dann allerdings erbost ist, als wir eben keines der verkosteten Produkte für einen nicht verhandelbaren unmöglichen Preis kaufen, verstehen wir auch nicht ganz. Und schon wirft man uns auf indonesisch Worte hinterher, die alles andere als nach einem freundlichen „Auf Wiedersehen“ klingen.
Die Terrassen sind dafür wahnsinnig beeindruckend, einigermaßen Steil, mit vielen Treppen und Stufen versehen und vor allem ohne Schatten. Wir brüten quasi auf dem ganzen Weg. Am eigentlichen Eingang soll man dann – und das werden wir noch oft erfahren – eine Spende abgeben. Interessant bei asiatischen Spenden ist indes, dass die Höhe der „verpflichtenden“ Spende bereits festgelegt ist. Also zahlt man natürlich, ist ja für einen guten Zweck, so hoffen wir.
Weiter geht’s auf dem Roller in Richtung Holy Water, ein Tempel, der für seine Badequellen berühmt ist. Die Tempelanlage ist idyllisch gelegen und durch Ihre relative Unbekanntheit nicht touristisch übervölkert. In der Tat kann man wirklich in vier der Pools baden, was zum größten Teil die einheimischen hier tun. Wir haben unsere Badesachen nicht dabei, schauen uns das Spektakel als nur vom „Beckenrand“ aus an und reinigen unsere Füße. Genug Segnung für heute, aber schön ist es allemal. Von dort aus machen wir uns langsam auf den Weg zurück in die Stadt, denn immerhin ist ja noch das lokale Food Festival.
Das Ubud Food Festival findet einmal im Jahr statt – und genau dann, als wir auch dort sind. Geil! Denken wir uns und fahren natürlich hin. Top organisiert, es gibt einen großen kostenfreien Parkplatz, und dann jede Menge Anbieter lokaler Küche, es wird Live gekocht und es gibt sogar interessante Vorträge zum Thema Ernährung, Küche und und und. Das Beste ist, vieles gibt es zum Testen auch gratis. Wir wandern durch die Stände, als Chris angesprochen wird, ob er ein Weichei sei oder die laut Aussage des Anbieters „schärfsten Nudeln der Welt“ essen könne. Hat mal jemand zu Chris Feigling gesagt? Keine Option. Die Nudelsauce besteht aus frischen Chilis inklusive Kernen sowie des Sambal Gewürzes von ABC, einer von Indonesiens großen Anbietern scharfer Gewürze. Gesagt getan, die ersten drei Gabeln der ansehnlichen Portion gehen ohne Probleme runter, danach zeichnen sich die ersten Schweißperlen auf der Stirn ab. Regina probiert genau eine Löffelspitze voll und hat bereits das Feuer am Brennen. Das gemeine ist: die Promoter feuern einen natürlich an, die ganze Portion aufzuessen, die Fotografen stehen bereit, die Umstehenden lachen sich schlapp. So scharf es auch ist, Chris macht die Portion leer. Zum Glück ist direkt nebenan der Fruchtsaft-Teststand. Gefühlte 20 Becher Saft und einen Bananen-Milchshake später ist zumindest der Mund und Rachenbereich wieder spürbar, die Nacht wird allerdings zeigen, dass das keine gute Idee für den Magen-Darm-Trakt war… Und ja: Es brennt ZWEIMAL!
Ein Mann, ein Wort, aber immerhin hat‘s im Nachhinein Spaß gemacht. Wir genießen den Abend mit einem schönen Essen und gönnen uns hinterher noch ein Bier in einer Bar mit Live-Musik. Uns ist jetzt schon klar, dass wir Ubud wirklich vermissen werden, es ist ein so herrliches Fleckchen Erde und sollte bei einem Bali-Besuch auf keinen Fall fehlen.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen gehen wir noch einen „anständigen“ Kaffee in der Stadt trinken, dann geht’s auch schon weiter für uns, und zwar nach Nusa Lembongan. Was wir da erleben und mit was sich Chris dann auch einen lang gehegten Traum erfüllt, erfahrt Ihr bald im nächsten Post.
Bleibt uns treu :*
English Version:
Our stay in Bali – that should be said upfront – was not on the list. The original plan was Nepal, mainly for hiking and trekking. When it comes to Chris, even up to Everest Base Camp. But after Regina’s knee was still playing up in Patagonia even one year after the surgery, a 200km Annapurna or 17 days Base Camp trek became questionable. We decided not to take a risk, also due to Chris‘ pneumonia and altitude sickness in Peru. Let’s leave everything to completely recuperate, and then we’ll see.
So what could be on the way between Australia and Southeast Asia? A large amount of destinations for sure, but somehow Chris always wanted to do a diving course, and both of us haven’t been to Bali, let alone in Indonesia. A super cheap flight from Brisbane, so we didn’t have to drive all the way back to Sydney, was the final go.
So as always, EARLY in the morning we get up and get on the plane to Denpasar. The weather is wonderful and on the flight we get to know Jen, an Australian who flies every year to Bali and has already got a driver at the airport who agrees to bring us to Ubud for little money – our first stop. We’re staying at the Indraprastha Home Stay* – and have absolutely no idea what to expect. To be honest, after two weeks in a tent on a camping mattress we would also be just happy for any kind of bed. What we find, however, is jaw-dropping – in a positive sense. By a temple-like entrance and walk away from the road, we arrive in a wonderful yard of several buildings with a central open living area. Our room is huge, ultra-modern and equipped with air conditioning. And the whole family of the owner Mira is just lovely. We feel at home on the spot. After an initial walk through Ubud we then decide immediately to extend the initially booked two nights to a third one. And that is certainly worth it.
Ubud itself is known as a stronghold of yoga, home and refuge for all kinds of spiritually tinged people who do meditation and are mainly vegetarian, vegan and even indulge in who knows what unconventional diet. We are both fascinated as well as a little amused, watching many who carefully worship in front of their granola cereal bowl with vegan purple yoghurt and eating in Yoga postures with closed eyes. For ourselves Ubud then has something for western travelers quite normal to offer with its narrow winding streets, the night market and countless small boutiques.
First, we’re going to visit the monkey forest. This is within walking distance at the south end of the city. Hundreds of monkeys cavort in the forest, more or less patiently waiting for the gullible tourists feed them with expensive purchased bananas. If not, then you better take care of your belongings, because sunglasses, jewelry and hats are not less popular. It so happens that Chris immediately finds a new friend who lurches over his arm to the neck, sits on the shoulders and begins to delouse him. But also the entire nature of the forest with its mangrove-like trees and temples is in itself impressive and totally worth the 6 EUR entry fee for the two of us.
Next, we take a trail to the rice terraces which is very scenic, but also extremely confusing and branched. We almost get lost, it is boiling hot, and only after long two hours and completely drenched in sweat, we come back to the city. We explore a little of downtown, Chris finally gets a second pair of flip flops and in the evening we enjoy something delicious to eat in the Nomad Restaurant before we fall into bed.
For the first time on this trip we borrow a scooter the next day to explore the area, and drive up to the famous Tegalalang rice terraces north of Ubud. The generally a bit hectic traffic on the island is not necessarily better by the fact that we have to drive on the left side and the traffic lights are anyway to be understood only as a decoration. But we master it brilliantly. As soon as we arrive at the rice terraces, we get to know the touristy side of Bali for the first time. Basically we won’t be let through to the site without a „free test“ of the domestic tea and coffee range. That one then, however, is furious when we decide not to buy any of the products tasted for a non-negotiable impossible price.
The terraces are super impressive, fairly steep, with many stairs and steps and above all without shade. You could say we breed almost all the way. At the very entrance you should then – and that we shall keep in mind for the future – make a donation. Interestingly in Asian donations, however, is that the amount of this „mandatory“ donation is already defined. So you pay, of course, and this a least for a good cause, so we hope.
We get on the scooter again in the direction of Holy Water, a temple which is famous for its bathing springs. The temple complex is perfectly situated and not overcrowded with tourists. In fact, you can swim in four of the pools but since we don’t carry our swimsuit, we leave this to the indigenous here. We rather look at the spectacle from the edge and only clean our feet in the holy water. Enough blessing for today, but it’s beautiful anyways. From there, slowly make our way back to the city, because after all, the local food festival is on.
The Ubud Food Festival takes place once a year – and right now that we’re here, how amazing is that? It’s exceptionally well organized, there is a large free car park, and then a lot of local food vendors, there’s live cooking and even interesting lectures on nutrition, cooking and so on. The best thing is that many things are free to test and try out. We walk through the stands when Chris is asked if he is a wimp or could stand the „hottest noodles in the world“. Has anyone ever called Chris a coward? Not an option. The pasta sauce is made from fresh chilies including seeds and the sambal seasoning of ABC, one of Indonesia’s major providers of incredibly hot sauces. Said and done, the first three forks of the sizeable portion are going without problems. After that, the first beads of sweat are emerging on the forehead. Regina tried exactly one spoon tip and has got the fire burning. While the promoter cheers Chris to eat the whole portion, the photographers are available, the bystanders laughing their asses off. As spicy as it is, Chris finishes it. Fortunately, right next there’s a fruit juice test stand. After possibly 20 cups of juice and a banana milkshake, mouth and throat eventually get smoothened. The night, however, shows that this was not a good idea for the stomach at all … And yes: It burns TWICE!
A promise is a promise, but at least it was fun afterwards. We enjoy the evening with nice food and treat ourselves with a beer in a bar with live music. We are now already clear that we will really miss Ubud, it is such a wonderful spot and should not be missed in a Bali visit.
After breakfast the next morning we get a „decent“ coffee in town, then it’s again time to move on for us, precisely to Nusa Lembongan. What we are experiencing here and how Chris then fulfills a long-held dream, you can learn soon in the next post.
Stay tuned :*
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