Mit gemütlichen 60km/h rumpelt der Zug aus Hanoi raus, Richtung Süden. Wir haben eine Viererkabine, die wir uns mit einem Pärchen aus Belgien teilen. Nachtzüge in Vietnam sind einfach, aber durchaus bequem und gemütlich. Es gibt einen kleinen Tisch, die Türen sind abschließbar und die Stockbetten einigermaßen akzeptabel. Allerdings sind weder die Gleise, noch die Wagen und Räder dieser Züge auf einem europäischen Standard, was durchaus zu „Turbulenzen“ bei der Fahrt führt. Außerdem empfehlen wir für alle Zugbegeisterten, den Platz in einem Wagen möglichst weit weg von der Zugspitze zu buchen, macht doch der Zugführer auf den eingleisigen Strecken inflationären Gebrauch der Hupe. So unterhalten wir uns dann noch ein wenig, bevor wir alle das Licht ausmachen und in die Nacht fahren.
Wir werden früh geweckt, denn es gibt „Frühstück“. Essbar für Chris, ist das asiatische sehr herzhafte essen nichts, was Regina am morgen vertragen würde. Ein Kaffee muss es tun. Es sind noch einige Stunden Fahrt, auf denen wir uns ein wenig langweilen, aber die zwischenzeitliche Aussicht ist wundervoll, speziell wenn es über den Hochpass kurz vor Hoi An geht. Die Fahrt von Hanoi nach Hoi An ist nicht direkt möglich, denn Hoi An hat selbst keinen Bahnhof. Wir steigen also in Da Nang aus, ca. 30 km nördlich von Hoi An. Dort lassen wir uns vom Hostel-Transfer abholen und einmal angekommen, beziehen wir erst mal unser Zimmer. Wir haben uns ein Doppelzimmer im Tribee Kinh gebucht. Ein echtes Partyhostel, wie sich rausstellt. Aber definitiv erträglich, dafür mit vielen abendlichen Aktionen. Im Moment sterben wir allerdings vor Hunger, also erst mal los in die nächste Pizzeria und ein verspätetes Mittagessen einnehmen, bevor wir uns die „gelbe“ Altstadt ein wenig genauer anschauen.
Hoi An
Hoi An ist eine ehemalige Handelsstadt, und besaß durch Ihre Lage an der Seidenstraße den seinerzeit größten Hafen in Südostasien. Gegründet vom Volk der Cham, verlor die Stadt im Verlauf der Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den Handel. Nicht zuletzt die zunehmende Versandung des Hafens hatte zur Folge, dass große Schiffe nach Da Nang ausweichen mussten und sich das Zentrum des Handels dorthin verlagerte. Glück hatte die Stadt jedoch im Vietnamkrieg, gilt Sie doch als die einzige, die unversehrt blieb. So wurde die Altstadt im Jahre 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Bis heute zeigen sich die Einflüsse Japans z.B. in der japanischen Brücke sowie Chinas im Baustil kleiner chinesischer Dörfer.
Um die komplette Altstadt besuchen zu dürfen, benötigt man offiziell ein Touristenticket, welches auch den Eintritt zu fünf Sehenswürdigkeiten umfasst. Das Ticket muss nur einmal gekauft werden und kostet 120.000 VND (ca. 4,50 EUR). Zugegeben sind die Kontrollen recht lasch, da die Altstadt auch ein Geschäfts- und Einkaufsviertel ist. Wir selbst haben recht spät von dem Ticket erfahren und sind daher die ganze Zeit ohne eines durchgelaufen. Am letzten Tag sprach man uns dann an einer Kontrolle an, hat uns aber nicht zum Kauf gezwungen, da wir am folgenden Tag die Stadt wieder verlassen wollten.
Die Stadt selbst wird von einem Fluss durchzogen, an dem sich allabendlich – und besonders zu Zeiten des Nachtmarktes – eine Menge Leute zum Sonnenuntergang versammeln und anschließend in den unzähligen Restaurants und Bars entlang den Promenaden einkehren. Das Flair hier gefällt uns sofort und wir fühlen uns echt wohl.
Fun Fact: Hoi An pflegt eine intensive Städtepartnerschaft mit Wernigerode im Harz – wer hätte das gedacht 😀
Leider ist Regina am ersten Abend nicht ganz so fit, und wäre ohnehin an der lokalen Streetfood-Tour weniger interessiert 😉 So zieht Chris mit einigen Leuten aus dem Hostel erst mal los und probiert Dinge, die Regina wohl nur wegrennen lassen würden (Anm. Chris: es war wunderbar, die Vielfalt der asiatischen Straßenküchen MUSS MAN PROBIERT HABEN). Viele Hostels bieten diese Touren an, und das Essen ist wie auch in Hanoi verdammt günstig. Zurück im Hostel trinken wir noch ein Bier an der Bar und lassen den Abend mit anderen Reisenden ausklingen.
Mỹ Sơn
Das inkludierte Frühstück im Hostel ist super, es gibt ausreichend all-you-can-eat Buffet und Kaffee. Und auch sonst passt die Atmosphäre. Heute mieten wir uns einen Roller und fahren nach My Son, eine ehemalige Tempelanlage der Cham, etwa 25km außerhalb von Hoi An. Die Fahrt ist ein wenig abenteuerlich, wir sitzen zu zweit auf der recht alten 125er, es ist wahnsinnig heiß und die Straßen sind eine Mischung aus Schlagloch und Feldweg.
In My Son sind mehr als 70 Tempel, die in der Regel aus einem zentralen turmartigen Bauwerk und kleineren umliegenden Gebäuden bestehen, erhalten geblieben. Dennoch wurden im Vietnam-Krieg weite Teile der Tempelanlage durch Bombardements zerstört. Nach der Einschreibung ins Weltkulturerbe im Jahre 1999, begannen drei Jahre späte entsprechende Bemühungen zum Wiederaufbau. Der gestaltet sich aber auf Grund der Bauweise äußerst schwierig. Trotz der Hitze auf dem ganzen Areal sind die einzelnen Tempel-Gruppierungen beeindruckend. Was von Menschenhand im 9. Jahrhundert bereits geschaffen wurde, fasziniert uns immer wieder.
Es ist bereits früher Nachmittag, als wir nach Hoi An zurückkehren. Und natürlich haben wir gehört, dass sich hier so ziemlich das südostasiatische Zentrum der Schneiderei befindet. In der Tat gibt es über 400 (!) Schneidereien, von groß bis klein, von Leder über Schuhe bis hin zum seidenen Abendkleid. Wir hatten überlegt, erst in Bangkok über mögliche Maßkleidung nachzudenken, dort werden wir aber weniger Zeit haben. Also lassen wir uns vom Hostel und auch einigen Reisenden entsprechende Empfehlungen geben und sitzen gegen 16:00 Uhr im Verkaufsraum von Bebe Tailor. Schnell finden wir gefallen an den verschiedenen Stilen und Stoffen, und während Chris sich für zwei Anzüge und zwei Hemden entscheidet, lässt sich Regina zwei Business-Kleider und einen Gehrock von Grund auf neu entwerfen. Schon morgen früh um elf sollen wir zur ersten Anprobe wieder da sein, da sind wir mal total gespannt 🙂
Den restlichen Nachmittag und frühen Abend schlendern wir durch die Altstadt und schauen uns den Markt an. Nicht immer was für Regina, ist doch der Geruch gerade von Fisch und Meeresfrüchten an mancher Stelle sehr extrem. Dafür ist es mal wieder ein beeindruckender Ort, so unglaublich viele Händler bieten so unbeschreiblich viele Dinge an, es macht schon Spaß, dabei zuzuschauen.
Die Anprobe am nächsten Morgen erfolgt im klimatisierten Obergeschoss, und tatsächlich: über Nacht wurden unsere Bestellungen bereits in Grobform geschneidert. Lediglich die Knopflöcher und Knöpfe fehlen. Alles geht super schnell und super professionell. Wie die Bienchen flitzen die Schneiderinnen um uns herum, ziehen Striche, stecken Nadeln, messen nach, machen zum Schluss noch ein Foto für die Änderung. Dann sind wir auch schon wieder draußen, und sollen am nächsten Tag wiederkommen zur finalen Anprobe. Wir lassen es uns noch mal auf der Zunge zergehen: zwei Anzüge, zwei Hemden, zwei Kleider und ein Gehrock, maßgeschneidert in 48 Stunden… unglaublich.
In der Stadt ist es am frühen Nachmittag allerdings so heiß, dass wir uns ins klimatisierte Hostel verkriechen, außerdem haben wir beide am Nachmittag noch Telefoninterviews mit Deutschland. Ja, so langsam müssen wir uns schon vorbereiten. Es schmerzt jeden Tag ein wenig mehr zu wissen, dass ein Großteil der Reise schon vorbei ist. So gehen wir erst am Abend wieder in eine Bar am Flussufer, treffen ein deutsches Pärchen und verbringen den Abend bei Bier und Live-Musik.
Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder. Denn Hoi An hat zumindest auch einen Strand. Der ist zwar von der Altstadt an sich vier Kilometer weg, aber das sollten wir ja auch bei der Hitze locker schaffen. Entlang der Straße radeln ist aber ebenso abenteuerlich, wie das geliehene Fahrrad dann dem Parkplatzwächter anzuvertrauen. Das kostet zudem noch Geld und der Einlass zum Strand wird streng überwacht. Also unbedingt ein Schloß mitnehmen und Bargeld. Zudem muss man sagen, dass der Strandabschnitt ganz nett ist. Aber auch nur „nett“. Es ist kein Traumstrand, aber hey, um ein wenig in der Sonne zu liegen, passt es. Ganz wichtige Information: Schattenplätze unterm Schirm gibt’s nur mit Liege, die „gemietet“ werden muss, also werden auch hier umgerechnet noch ein paar Euro fällig.
Am Nachmittag geht’s dann zur letzten Anprobe der Anzüge noch einmal zurück zum Schneider. Und wir sind begeistert, alles sitzt wie angegossen. Ein Wermutstropfen bleibt: nun haben wir so viel Gepäck, dass die neu geschneiderten Klamotten natürlich nicht mehr in unsere Rucksäcke passen. Nach einer Menge google, rechnen und Versandkosten ermitteln wird klar: der günstigste Weg ist ein neuer kleiner Rollkoffer. Denn der Versand plus die ca. 17% Pauschalverzollung in Deutschland machen den guten Preis eigentlich schnell wieder zunichte. Wir sind auf den letzten sieben Wochen unserer Reise, diese kleine Einschränkung nehmen wir dann auch noch hin.
Am nächsten Tag verlassen wir Hoi An, schon wieder mit einem weinenden Auge, so schön gemütlich und entspannt ist diese kleine Stadt. Wir nehmen einmal mehr den Nachtzug nach Ho Chi Minh City – oder Saigon, wie die Vietnamesen es immer noch nennen. Der Zug aus Da Nang fährt diesmal schon am frühen Nachmittag, ist dafür früh morgens in Saigon. Da es der Zwischenhalt des Zuges aus Hanoi ist, stellen wir mit einigermaßen erstaunen fest, dass die Betten nicht neu bezogen werden. Will heißen, wir sehen uns Betten gegenüber, wo in den letzten 14 Stunden wohl schon jemand drin geschlafen hat… Nur gut, dass wir unsere Schlafsack-Inlays noch dabei haben. Ein Accessoire, dass unserer Meinung nach auf keiner Rucksackreise fehlen sollte 🙂
Ho Chi Minh City (Saigon)
In Saigon kommen wir morgens um halb sechs an, und sind völlig übermüdet. Die Betten waren ok, dafür die Fahrt so unruhig, dass wir zwischendurch dachten, der Zug müsse eigentlich aus den Gleisen springen. Nicht genug der Müdigkeit, werden wir auch prompt noch Opfer eines Taxifahrers, der uns nach der Abfahrt vom Bahnhof erklärt, dass er jetzt doch nicht nach Taxameter fährt und seinen eigenen Preis bestimmt. So sehr wir uns aufregen, haben wir wenig Chancen, da wir lediglich genau den Schein in der Hand haben, den er als Fahrpreis verlangt. Again what learned: immer auch kleinere Scheine dabei haben…
Im City Backpackers Hostel dürfen wir leider so früh noch nicht einchecken, also stellen wir unser Gepäck ab und suchen uns einen Starbucks, in der Hoffnung, ein starker Kaffee würde uns helfen. So richtig kommen wir aber am heutigen Tag nicht mehr auf die Höhe. Lediglich zum Ben Tanh Market schaffen wir es, wobei dieser aus unserer Sicht mit Vorsicht zu genießen ist. Zum ersten Mal erleben wir eine Art Markt, bei dem wir uns nicht wohl fühlen. Die Halle ist große, die kleinen Gänge zwischen den Läden super eng, die Verkäufer sehr offensiv. Christian wird sogar am Arm festgehalten und förmlich in den Laden gezogen. Besonders auf Wertsachen sollte man hier drinnen achten. Für uns ist es nichts, wir ziehen weiter, erstmal auf die Nguyễn Huệ. Die unglaublich breite Fußgängerstraße lädt zum Flanieren ein, und es lohnt sich vor allem ein Besuch im Apartment 42 – ein Haus, das in jedem Stockwerk mehrere Bars, Restaurants und Geschäfte beherbergt. Über die schmale Treppe gehen wir ins „The Maker“ im 3. Stock, essen und trinken eine Kleinigkeit. Es ist wunderbar, draußen auf dem Balkon zu sitzen und die Abendwärme zu genießen, bevor wir durch das nächtliche französische Viertel zurück zum Hostel, wo wir erschöpft ins Bett fallen.
Am nächsten Tag sind wir zumindest ausgeschlafen und machen uns auf den Weg zum Jade Buddha. Der Weg führt uns durch den Tao Dan Park, in dem gerade ein sozialistisches Volksfest stattfindet, vorbei am Wiedervereinigungspalast und zum Ho Con Ruy Kreisel, ein kleiner Springbrunnen mitten in der Stadt, der sich über ein Brückennetz begehen lässt. Auch in Saigon ist die Beachtung der „Regeln“ wichtig, wenn man die Straße überqueren möchte. Denn auf 10 Millionen Einwohner kommen 8 Millionen offiziell registrierte Roller. Man ist also gefühlt mal wieder Nahe am Unfalltod, besonders wenn an der Ampel dann schamlos der Bürgersteig von den Rollerfahrern mitbenutzt wird…
Die Ngọc Hoàng Pagoda mit dem Buddha ist nicht so spektakulär wie gedacht, dennoch sind wir fasziniert von der Stimmung, die hier herrscht unter den betenden Menschen. Der Spaziergang vom Hostel und zurück war dann doch recht lang, unterwegs buchen wir uns eine Tour zu den Cu Chi Tunnels für den nächsten Tag, und kühlen uns im Zimmer erst mal ab.
Abends laufen wir dann runter zur Bùi Viện der absoluten Partymeile Saigons. Hier ist wirklich die Hölle los, Clubs reihen sich an Bars, Restaurants und Hotels. Menschen sitzen bis fast zur Straßenmitte, und durch den sowieso schon schmalen Gang pressen sich die mobilen Verkäufer mit Ihren Roller-Verkaufsständen. Wahnsinn. Nun sind wir ja mittlerweile Rooftop-Liebhaber, also suchen wir uns das nächste Dach zum unsicher machen. Nach einem lokalen Imbiss aus Fleisch- und Gemüsespießen landen wir auf der Terrasse des Duc Vuong Hotel und sind total begeistert. Zugegeben, die Drinks sind teurer als sonst in Vietnam bisher, dafür ist der Ausblick und das Ambiente wunderbar, und wir gehen nur schweren Herzens zurück ins Hostel, denn immerhin werden wir ja früh abgeholt…
Cu Chi Tunnel – und warum man nicht zwingend hin muss
Die Tunnel von Củ Chi, ca. 70km außerhalb von Ho Chi Minh City, sind ein Tunnelsystem, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten. Die ersten Tunnel wurden bereits um 1948 angelegt, um Waffen, Vorräte und Menschen vor der Kolonialmacht Frankreich zu schützen. Im weiteren Verlauf der 60er Jahre wurde das System massiv erweitert, bis es schließlich ganze unterirdische Gebäude auf einer Länge von 200km und über drei Ebenen verband. Die Tunnel an sich waren nur ca. 80 cm hoch und 60 cm breit, als Eingänge dienten mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren, gesichert durch sehr effiziente Fallen.
Man schätzt, dass mehr als 18.000 Kämpfer in den Tunnels quasi lebten, von denen ein gutes Drittel bei den Angriffen durch die Amerikaner ums Leben kamen. Heute kann man Teile des Tunnelsystems besuchen. Dies geht zu 95% über geführte Touren aus Ho Chi Minh heraus. Wir hatten als Deutsche eine gewisse Erwartungshaltung an eine Kriegs-Gedenkstätte, unseres Erachtens ein Ort der Besinnung und Mahnung an zukünftige Generationen. Leider sieht man die „Vermarktung“ dieser Stätte in Vietnam etwas anders, so dass Animationen zum Selfie vor einem zurückgelassenen Panzer und fröhliche Geschichten über die Kriegshandlungen diese Tour begleiten. Höhepunkt des Ganzen: für umgerechnet 50 USD kann man dann auf dem angrenzenden Schießplatz munter mit einer AK47 oder einem MG durch die Gegend ballern. Nicht wirklich das, was wir unter Respekt verstehen, wir finden es arg pietätlos. Allerdings bekommt man ein Gespür für die bedrückende Enge und Situation der Vietcong, wenn man sich selbst einmal in einen solchen Tunnel begibt, sowohl durch das Einstiegsloch, als auch auf den gut 100m erhaltenen Tunnelweges, der speziell für westliche Touristen vergrößert wurde. Regina geht gar nicht erst rein, und Chris muss sich mittendrin arg am Zaum reißen, nicht in Panik zu verfallen… Alles in allem eine lehrreiche, aber nicht wirklich lohnenswerte Tour. Zu groß sind die Diskrepanzen aus einer Gedenkstätte und Touristen-Rummel. Zumindest für uns.
Die Tour geht einen halben Tag, so dass wir am Nachmittag zurück sind und uns endlich um die Weiterreise nach Kambodscha kümmern. Wir entscheiden uns, nach einer Tour durch das Mekong Delta mit dem Schiff die Grenze zu überqueren. Da sind wir mal gespannt. Aber noch sind wir hier und verbringen den Abend in genau den beiden Locations des vorherigen Abends mit einem australischen Pärchen, die wir tagsüber kennen gelernt haben. Ein paar sehr schöne und erlebnisreiche Tage in Saigon gehen zu Ende, und wir packen einmal mehr unsere Sachen.
Mekong Delta und Châu Đốc
Unser Fahrer ist eine gute Stunde zu spät, so dass wir zunächst mal Sorgen haben, vergessen worden zu sein. Als schließlich mal wieder alle Teilnehmer eingesammelt sind, macht er zudem die Teilnehmer dafür verantwortlich. Das kann ja was werden, denken wir uns, aber zunächst mal sind wir eine Weile unterwegs, bevor wir an der ersten Sehenswürdigkeit ankommen: Der Vĩnh Tràng Tempel mit seinen drei riesigen Statuen und einem wunderschönen Innenhof. Wir halten für 30 Minuten und können die Pagode auf eigene Faust erkunden.
Der Rest des Tages gestaltet sich leider eher ein wenig enttäuschend. Wir fahren per Bus und Boot immer wieder verschiedene Orte an, angefangen bei einer Süßigkeiten-Fabrik, in der Candy hergestellt wird, über eine Art Vergnügungspark, wo wir zu Mittag essen bis zu einem kleinen Kanal am Rande des Mekong, wo wir mit einem kleinen Boot hindurch gerudert werden. Uns fehlt komplett der kulturelle Hintergrund, es gibt keine Erklärung, nur kaufen und Trinkgelder geben sollen wir nach Möglichkeit überall. Wir fühlen uns wie auf einer Kaffeefahrt und sind damit nicht ganz allein, lernen wir doch ein paar weitere Reisende kennen, von denen genau ein Pärchen noch eine große Rolle spielen soll. Unsere Enttäuschung findet den Höhepunkt im abendlichen Hotel, dass nicht wie versprochen im Zentrum, sondern weit außerhalb der Stadt Can Tho liegt. Wir lehnen das Angebot, mit dem Bus in die Stadt zu fahren und selbst organisiert zurück, dankend ab und schauen uns in der Gegend des Hotels um. Und siehe da, wir finden einen wunderschönen kleinen Streetfood-Stand, gönnen uns ein leckeres BBQ inklusive Hühnerfüßen und sind wieder einigermaßen happy.
Am nächsten Morgen geht es, wie soll es anders sein, mal wieder sehr früh weiter. Diesmal schafft es sogar der sehr von sich überzeugte Guide („Ihr könnt schöner Mann zu mir sagen…“) pünktlich zu sein. Und in der Tat beginnt dieser Tag wirklich interessant, denn der schwimmende Großmarkt in Cai Rang ist mitunter das außergewöhnlichste, was wir so sehen. Hunderte großer Schiffe folgen einem scheinbar geordneten Chaos, liegen im Wasser und bieten Ihre Waren an. Auf mehrere Meter hohen Lanzen stecken die „Hinweisschilder“ für den jeweiligen Bereich: zum Beispiel eine Ananas. Und noch mal die gleiche Menge kleinerer Schiffe verkehrt zwischen den Großen hin und her: Händler, die für den Wiederverkauf das beste Angebot suchen. Wahnsinn. Das hier niemand verletzt wird, wenn die langen Wellen mit den Schiffsschrauben aus dem Wasser gehoben werden, scheint uns wie ein Wunder.
Nach diesem doch beeindruckenden Erlebnis geht’s weiter auf dem Mekong, wir fahren als nächstes zu einer Fabrik für Reisnudeln, einer Obstplantage und einem „Spezialmarkt“, wo es dann allerhand Kuriositäten wie z.B. frittierte Frösche, Schlangen und Spinnen zu probieren gilt. Also alles in allem mal wieder Kaffeefahrt, mit dem schönen Effekt, dass Chris zum ersten Mal in seinem Leben eine Ananas-Pflanze sieht, immerhin seine Lieblingsfrucht. Mittags gibt es Lunch zurück im Hotel, bevor dann ein Großteil der Gruppe zurück nach Saigon fährt, und wir mit nur einigen wenigen in die „Verlängerung“ gehen. Die Tourguides wechseln, und im selben Moment scheint es auch irgendwie angenehmer zu werden. Wir besuchen am Nachmittag einen Mangrovenwald, der sehr beeindruckend ist, bevor wir ins Hotel nach Châu Đốc fahren. Abends erkunden wir mit Christie-Anne und Danny, mit denen wir nun schon den Rest des Tages unterwegs sind, ein wenig die Stadt, gehen etwas Essen und Trinken und machen uns mal wieder auf ins Bett.
Der zweite Tag in Folge, an dem wir vor sechs Uhr aufstehen müssen, beginnt mit einer Fahrt zu einem schwimmenden Dorf, das eine Fischzucht beheimatet, sowie einem muslimischen Dorf mit Besichtigung der lokalen Moschee. Das schließt dann diese Tour auch insgesamt ab.
Zum Fazit sei an dieser Stelle gesagt: seid „vorsichtig“ mit den Mehrtagestouren zum Mekong-Delta. Wir waren bis auf zwei Teile der ganzen Tour eher wenig begeistert, was vielleicht an unserem Guide gelegen haben mag, oder auch am Charakter der Kaffeefahrt. Uns fehlte oftmals gänzlich der kulturelle oder historische Hintergrund, und es macht den Anschein, als bieten alle Agenturen in Saigon auch irgendwie das gleiche an, zum gleichen Preis. Schwer also, das richtige für einen zu finden und zu beurteilen. Für uns war es eine Erfahrung, und mit dem Wissen von heute würden wir es in Zukunft vielleicht auf eigene Faust machen, oder lediglich die kleinen „Ausflugsteile“ individuell buchen.
Wir sind noch in der Moschee, und auf einmal geht alles ganz schnell: unsere Tourguide bekommt einen Anruf und wir müssen zurück aufs Boot. Mitten auf dem Mekong wartet das offizielle Speedboat nach Kambodscha, vom kleinen steigen wir auf das große Boot um und es geht los in Richtung Grenze. Die haben wir nach einer Stunde erreicht, zumindest den vietnamesischen Außenposten. Hier steigen wir aus, müssen im Gebäude auf unsere Pässe warten und erhalten den Ausreisestempel. Zurück auf dem Boot, fahren wir einen knappen Kilometer weiter und machen hier das gleiche Prozedere für die Einreise nach Kambodscha durch. Die Gebühr haben wir passen in USD dabei, der Stempel sitzt, und nun heißt es weitere 3 Stunden auf dem Boot nach Phnom Penh aushalten.
So endet unsere Tour durch Vietnam nach insgesamt drei Wochen mitten auf dem Mekong. Es ist ein so vielfältiges Land, wir schwelgen zwischen Begeisterung und Bedenken, völlig überwältigt von den Erfahrungen. Aber Spaß macht es, diese ganz andere Kultur zu bereisen und zu erfahren, wir können es jedem nur empfehlen, einmal hierher zu kommen.
Und nun sind wir gespannt, was uns in Kambodscha so erwartet…